Bürgermeister sein – ein Stressjob?
Michael Wehner von der Landeszentrale für politische Bildung in Freiburg hat sich mit dem Thema Kandidaten für Bürgermeisterwahlen beschäftigt. In der großen Kreisstadt Waldkirch bewerben sich gerade mal 3 Kandidaten um die Nachfolge von Oberbürgermeister Gerhard Leibinger. Herrscht offensichtlich doch „Bewerberflaute“ – so wie Wahlkampfberater Klaus Abberger sein Buch überschrieben hat? Dr. Michael Wehner, Leiter der Außenstelle Freiburg der Landeszentrale für politische Bildung nennt Gründe für mangelnde Bewerberzahlen:
- Wenn Amtsinhaber über viele Jahre einen guten „Job“ getan hätten und darüber hinaus noch sehr beliebt seien, würde das die Kandidatur erschweren.
- Die Bürger seien mündiger geworden – und würden auch mit Abwahlen von Amtsinhabern auf ihre Unzufriedenheit reagieren. Das erhöhe das Berufsrisiko von Amtsinhabern.
- Das „Killerargument“ schlechthin sei wohl die Bereitschaft zur „70 Stundenwoche“, an kaum einem Wochenende frei zu haben und wenig „Lebenszeit“ für sich selbst, Familie und Freunde zu haben.
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei für Bürgermeisterinnen eine ganz besondere Herausforderung. Dabei wäre es in Baden-Württemberg höchste Zeit für mehr Frauen in dieser Führungsposition, so Wehner.
- Auch das finanzielle Risiko wird als Grund für die Bewerberflaute angeführt. 1 Euro pro Einwohner sei eine gute Faustregel, die allerdings bedeute, dass z. B. in Waldkirch ca. 20.000 Euro als Wahlkampfbudget eingeplant werden müssten.
- Auch das „Hannes und der Bürgermeister-Syndrom“ wird von Dr. Wehner angeführt. Vorurteile, Filz und Vetternwirtschaft würden dem Image schaden und führten zu mehr Politikverdrossenheit. Das gelte auf der Seite der Kandidaten – wie auch auf der Seite der Wahlberechtigten.
- Dennoch sei das Amt des Bürgermeisters eines der attraktivsten, das in der Kommunalpolitik zu vergeben sei. Bürgermeister/innen könnten das Gemeindeleben „nachhaltig prägen, gestalten und verändern“ – seien sie doch die „mächtigste Person der Gemeinde„.